Von Xantens Kolumne – Hammersbald?

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Was in den Vereinigten Kolonien und in England durchaus Tradition habe – Parteilichkeit und Abhängigkeit -, sei in Deutschland undenkbar, so die Bordkapelle:

„Die Deutschen wünschen sich ihre Zeitungen und Zeitschriften überparteilich und unabhängig und möchten von ihnen nicht bevormundet werden.“

Überparteilichkeit, Unabhängigkeit und Neutralität das Credo von deutscher Presse, deutschem Funk und Fernsehen. Praktisch bis Anfang Juni 2020.

Man darf dankbar sein und sollte das auch kurz verbalisieren dürfen. So viel Zeit muss sein:

„Wir sind der Washington Post, der New York Times, dem Time Magazine und anderen großen Publikationen dankbar, deren Chefredakteure an unseren Treffen in der Vergangenheit teilnahmen und die Zusage der Vertraulichkeit fast 40 Jahre lang respektierten. Es wäre unmöglich für uns gewesen, unsere Pläne für die Welt zu entwickeln, wenn wir all die Jahre im Rampenlicht der Öffentlichkeit gestanden hätten. Nun ist unsere Arbeit jedoch soweit durchdacht und bereit in einer Weltregierung zu münden. Die supranationale Souveränität von Welt-Bankern und einer intellektuellen Elite ist sicher der nationalen Selbstbestimmung, welche in den letzten Jahrhunderten praktiziert wurde, vorzuziehen.“

So David Rockefeller.

Eine neue Zeitrechnung. Endlich auch bei der deutschen Bordkapelle. Schluss jetzt mit lustig, Schluss mit Objektivität. „Die Zeit der Neutralität ist vorbei“. Objektivität sei gestern gewesen. „[M]oderner Journalismus [brauche] in diesen Krisenzeiten klare moralische Ansagen“, so Philipp Oehmke. Neutralität sei „uninteressant und unaufrichtig“. In Zeiten von Rassismus, Rechtextremismus, Erreger und dem Präsidenten mute Neutralität mehr als seltsam an.

Bordkapelle quasi wie Elefant. Der Elefant vergisst nicht. Und Clemens Tönnies Mitte 2019 bekanntlich wie Elefant im Porzellanladen. Mit der Bemerkung, dass man „statt höherer Steuern […] lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren“ solle:

„Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren.“

Nun, beinahe ein Jahr später, hat er den Salat und reichlich Corona. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will aufräumen. Zwischenfrage: Heil, Hubertus – darf man überhaupt so heißen?

„Log Tönnies? Kantinen-Video zeigt katastrophale Zustände – und entstand offenbar viel später.“

730 Mitarbeiter seien bereits positiv auf den Erreger getestet worden, so die Bordkapelle. Und nun das Kantinenvideo. „Dicht an dicht und ohne Sicherheitsabstand.“ Da könne man nicht neutral bleiben. Das mute nicht nur seltsam, das mute skandalös an. Und nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Was sagt der Philosoph?

„Isch bin awwer aa allsemol ein Dabbes!“

Ein Video auch vom Präsidenten. Der habe „[s]eltsame Bewegungen in Westpoint“ gezeigt. Sein Gesundheitszustand zum 74. Geburtstag gebe Anlass zu Fragen. „Was war da los in der Militärakademie Westpoint?“ Der Präsident sei eine rutschige Rampe vorsichtig heruntergegangen. Außerdem habe er beim Trinken die zweite Hand zu Hilfe genommen. Und er habe Artikulationsschwierigkeiten beim Namen des Weltkriegsveteranen Douglas MacArthur gehabt. Die Dyslalie des Präsidenten sei namentlich mit einem zusätzlichen G über den Veteranen gekommen: McGarther. G quasi wie Infraschall. „Nicht hörbar, aber gefährlich?“ Was sagt das Ärzteblatt?

„Infraschall erreicht das Innenohr, raubt kardialen Myozyten ihre Kraft und schlägt sich im Gehirnscan nieder. Nicht nur Windanlagen erzeugen Infraschall.“

Nun auch der Präsident. G wie gesucht und gefunden.

Wobei vielleicht Freudscher-Infraschall-Versprecher. Weil das Unterbewusstsein des Präsidenten, während der sprach, an eine zur Adoption freigegebene Kurzhaar-Hauskatze gedacht haben könnte:

„Treffen Sie General McGarther, eine kurzhaarige Hauskatze zur Adoption, in der Humane Society of Independence County in Batesville, AR auf Petfinder. Erfahren Sie mehr“.

Immerhin bestimmt das „Unterbewusstsein […] unser Verhalten stärker als unser Verstand“. Die Relation 80 zu 20. Und das mit nur 20 Prozent Energie. „Das Bewusstsein verschlingt 80 Prozent der Energie im Gehirn.“ Und es lässt sich weiterentwickeln, das Unterbewusstsein. Unterbewusstsein quasi wie Vogelsprache.

Was sagt der Führer?

„Die Vogelsprache ist ja sicher viel weiter entwickelt, als wir glauben. Wir sagen: eine verspielte Katze! Die sagen vielleicht: sind die Menschen doch verspielt! Die ganze Zeit müssen sie einen kraulen. Jetzt habe ich es einmal satt, immer diese Kindereien! und haut einem die Krallen herein!“

Gibt es eigentlich Trans-Katzen? Gute Frage. Was sagt der Tierarzt? Selbstverständlich. Aber nicht nur Katzen, sondern auch Vögel. Trans-Vögel seien nichts Ungewöhnliches. Oft werde zum Beispiel beobachtet, dass zwei männliche Pinguine untergeschobene Eier ausbrüten und die Küken aufziehen. So der Veterinär. „Der Pinguin-Effekt.“

Pinguine hin, Katzen her, Trans-Personen genießen in den Vereinigten Kolonien im Gesundheitswesen fortan keinen besonderen Schutz mehr. Dabei habe der Präsident der LGBTIQ-Gemeinschaft noch vor der Wahl 2016 versprochen, „dass mit ihm der ‚LGBT-freundlichste Kandidat‘, den es je gab, gewählt werden würde“. Allerdings habe er die Regenbogenfahne verkehrt herum gehalten und damit gewinkt. Oder heißt es gewunken? Gute Frage.

Winken „wird regelmäßig konjugiert: ich winke, ich winkte, ich habe gewinkt. Die Form ‚gewunken‘ ist landschaftlich verbreitet, aber streng genommen ein Irrtum.“ Und streng genommen habe dem Präsidenten das auch niemand geglaubt, das mit der LGBT- oder LGBTIQ-Freundlichkeit. Und nun das mit der Fahne. „Donald Trumps Grausamkeit“ kenne „wirklich keine Grenzen”, so sein demokratischer Herausforderer.

Wobei keine Petitesse, die falsch herum geschwenkte Fahne:

„Eine falsch herum gehisste Flagge dient als Code der Reichsbürger-Szene, und geht mit einer Täter-Opfer-Umkehr einher.“

Nicht queer, sondern quasi Umkehrung die Worte des polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda: „Sie versuchen euch zu überzeugen, dass sie Menschen sind.“ Aber das sei einfach nur Ideologie. Die LGBT-Ideologie sei zerstörerischer als der Kommunismus. Jahrzehntelang sei man von den Russen indoktriniert worden. Er werde nicht zulassen, dass die Kinder indoktriniert würden. Motto – Hessisch für Anfänger:

„’S wird Zeit des mer endlisch mol sou rischdisch uffmugge.“

„ES GEHT DOCH!! Mittelstädt schickt Duda, der in den Strafraum eindringt, flach in die Mitte passt und dort Grujic findet! AUSGLEICH!“

Flach gelegt wurde auch die Bronzestatue des VK-Mit-Gründungsvaters Thomas Jefferson in Portland. „Zu diesem Zeitpunkt sei der Sockel der Statue bereits mit den Aufschriften ‚Sklavenhalter‘ und ‚George Floyd‘“ verziert gewesen.

Gibt es eigentlich auch flache Schwulenwitze? Selbstverständlich. Wie nennt man einen ausgeprägten schwulen Russen? Sehrgay.

„Herzlich willkommen! Der AHsAB e.V. ist seit 2002 die Interessenvertretung der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Angehörigen der Bundeswehr.“

AHsAB? Arbeitskreis Homosexueller Angehöriger der Bundeswehr e.V. Wobei nach außen – der Arbeitskreis, der Homosexuellen, der Angehörigen – nicht wirklich auf der Höhe politischer Korrektheit. Wegen fehlendem *innen. „War doof, merkste selbst ne?!“

„AHsAB wird [deshalb] QueerBw […]. Wir möchten offen und direkt sagen: Wir sind jede Farbe des queeren Regenbogens.“

Das ist schon mal gut, aber es geht noch besser. Wer sich kritisch zu den rechtsextremen Tendenzen in der Truppe äußert, macht Karriere. „Dieser Offizier sei nun ‚direkt dem Chef des Stabes des KSK unterstellt‘ worden, ‚um an der Reform der Ausbildung und an der Beseitigung der von ihm angesprochenen Missstände mitzuwirken‘“, so AKK. Wer Missstände benenne, helfe sie zu beseitigen. Wer schweige, sei Teil des Problems und mache sich mitschuldig. Es sei gut, dass die Mauer des Schweigens Risse bekomme.

Und für alle Fälle gibt es ja auch noch den MAD:

„Der Militärische Abschirmdienst (MAD) hat einen Brandenburger Zeitsoldaten und AfD-Politiker als Fall mit fehlender Verfassungstreue eingestuft. Gegen den Oberfeldwebel laufe bereits ein Disziplinarverfahren.“

So die Bordkapelle. Kategorie „Orange“. Nicht gewogen, aber geprüft und für zu orange befunden.

Wobei Orange die Waffenfarbe der Feldjägertruppe ist. Und die sei, wie überhaupt die Truppe im Allgemeinen, so Heiko Maas, „viel zu lange kaputtgespart worden.“ Was macht Heiko Maas eigentlich außer Außenminister noch so?

„Maas wippt ganz leicht mit den Knien. Ein bisschen hibbelig ist er ohnehin.“

Was sagt der Hesse?

„Jetz sei doch nedd sou hibbelisch.“

Hibbelig – ein gesellschaftliches Phänomen. Geprägt von einem „permanenten Zuviel […]. Ein Zuviel an Angeboten, Optionen, Leistungserwartungen, Genussversprechen. Dieses Zuviel setzt sich im Urlaub fort.“ Burnout quasi vorprogrammiert. Weil chronisch Hibbelige „auf keinen Fall etwas auslassen wollen, laufen sie fast automatisch in die [Burnout-]Falle.“ Burnout beginnt „paradoxerweise mit einem hohen Maß an Motivation und Erwartungen“. Wobei Maas mit 1,75 Metern eher niedrig ist.

Wie auch immer, Burnout ist „ein bedeutendes Symptombild in der truppenärztlichen Praxis“. Was sagt der Philosoph?

„Burn out ist was für Anfänger. Ich hab bereits Fuck off.“

Und was sagt Moritz Döbler?

„Ich werde das F-Argument ausprobieren, wenn ich morgen früh beim Bäcker Brötchen hole“.

Gut. Aber wer ist überhaupt Moritz Döbler? Der neue Chefredakteur der Rheinischen Post.

„Nebenbei wirkt er auch in der sogenannten ‚Reporterfabrik‘ als Fachbeirat der von George Soros anschubfinanzierten Zensurstiftung ‚Correctiv‘ mit.“

Bester überparteilicher und unabhängiger Journalismus.

„Falls Sie das einseitig finden: In NRW gibt esso viele Rechtsextremisten wie seit zehn Jahren nicht mehr, während die Zahl der Linksextremisten stagniert. (…) Innenminister Herbert Reul (CDU) sieht im Internet die Hauptursache für die Verbreitung extremistischer Einstellungen, es sei die ‚Radikalisierungsmaschine des 21. Jahrhunderts‘.“

Esso und der Rechtsextremismus. „Die Nazi-Aussagen der Promis“.

Das Gesichtsbuch hat nun Anti-Antifa-Wahlkampfanzeigen der Präsidentenkampagne gesperrt. Wegen „organisiertem Hass“ und der Verwendung eines nationalsozialistischen Symbols. Ein auf den Kopf gestelltes rotes Dreieck. Es gebe …:

„… keine Hinweise darauf, dass Antifa-Aktivsten bei den Protesten eine zentrale Rolle spielen. Vielmehr wurden am Rande der Proteste wiederholt bewaffnete Rechtsextreme festgenommen.“

„Mit dem Spruch ‚Jedem den Seinen‘“ hatten 2009 „Tchibo und Esso Kaffee an Tankstellen beworben. […] Der Slogan spielt mit dem berühmten Spruch ‚Jedem das Seine‘ (‚suum cuique‘) des römischen Philosophen Cato der Ältere.“

Eine klassische Definition der Gerechtigkeit. Indes finden sich die Worte schon in Platons Politeia: „Suum cuique tribuere“. Jedem das Seine zuteilen.

Eine „nicht zu überbietende Geschmacklosigkeit“, so Salomon Korn, Vizepräsident des ZdJ. In fahrlässiger Unkenntnis des verbalen Nazi-Missbrauchsskandals von Buchenwald. Dort prangen die drei geschmacklosen Worte über dem Eingang. Wobei Esso und Tschibo den schwarzen Peter schnell weiterschoben:

„[D]ie beauftragte Werbeagentur habe die Bedeutung des Satzes nicht erkannt“.

[ES]SO36:

„Einfach yay! Immer gern hier für Konzerte. Gutes Bier, geile Leute und immer gute Stimmung.“

Yay oder gay?

Bereits 1998 hatte Nokia austauschbare Handy-Gehäuse mit dem Spruch beworben und dann, als es Geschichtsalarm gab, schnell mit Shakespeares „Was ihr wollt“ überklebt. Und Rewe hatte wenig später geschichtsbefreit zum „Grillen [geladen]: Jedem das Seine“.

„Jedem das Seine“ – auch das „Motto der Feldjägertruppe der Deutschen Bundeswehr und […] die Ordensdevise des von Friedrich I. gestifteten Schwarzen Adlerordens.“

Ein geflügeltes Wort. So wie:

„Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt.“

Nur anders. Und mit braunem Einschlag.

Mond. Was sagt der Führer?

„In einer griechischen Quelle ist von Vor-Mond-Menschen die Rede, worin wir eine Anspielung auf das Weltreich von Atlantis zu sehen haben, das der Mondkatastrophe zum Opfer gefallen ist. […] Vielleicht hat um das Jahr Zehntausend vor unserer Zeitrechnung ein Einbruch des Mondes stattgefunden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Erde den Mond damals in seine jetzige Bahn gezwungen hat, möglich auch, daß das, was der Mond als Atmosphäre um sich hatte, unsere Erde an sich gerissen hat, womit sich die Lebensbedingungen der Menschheit auf der Erde von Grund auf mögen geändert haben.

Denkbar ist, daß der Mensch vordem in jeder Höhe und Tiefe hat existieren können, weil es den Zwang des atmosphärischen Druckes von heute nicht gegeben hat. Denkbar auch, daß die Erde aufgebrochen ist und daß der Einsturz von Wassern in die Krater zu ungeheueren Explosionen geführt und Regengüsse mit sich gebracht hat, vor denen ein Menschenpaar sich nur hat retten können, wenn es in einer hochgelegenen Höhle Unterschlupf gefunden hatte. Ich glaube, diese Fragen werden sich lösen nur, wenn eines Tages ein Mensch intuitiv Zusammenhänge schaut und der exakten Wissenschaft damit den Weg weist.“

Aminata Touré, Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischen Landtags, beschäftigt dagegen die Frage, „warum ihre [grüne] Partei so weiß ist.“ Bei der Bordkapelle berichtet sie über ihre Rassismus-Erfahrungen: „Wildfremde Leute fassen einem in die Haare“. Es gibt 18 Kommentare. Was soll uns das sagen?

Noch Fragen? Selbstverständlich? Eine ganze Latte an Fragen:

„In den Worten von Dr. Lee Hieb, MD: ‚Wenn Sie der Meinung sind, dass die Regierung das Recht hat, Menschen zum Wohl der Gesellschaft gewaltsam zu impfen, was soll sie dann daran hindern, Menschen gewaltsam zu sterilisieren, Menschen gewaltsam einzuschläfern oder gewaltsam ein Ortungsgerät zu implantieren – zum Wohl der Gesellschaft?‘“

„[Und] warum sollten Polizisten dann nicht befugt sein, Widerstandskämpfer physisch zum Empfang zu zwingen? Ein Impfstoff mit vorgehaltener Waffe oder drohender Inhaftierung, wie sie es in Prince George’s County, Maryland, getan haben oder derzeit in Samoa oder Pakistan?

Und wenn wir in der Tat so besorgt über die Schwächsten unter uns sind, warum sollten wir dann nicht strafrechtliche Sanktionen und Quarantäne für Menschen verhängen, die mit Tuberkulose, Norovirus, Grippe, Halsentzündung, Staphylokokken, Scharlach und anderen Infektionskrankheiten in die Öffentlichkeit gehen? Das könnte für Babys, Älteste oder Immungeschwächte tödlich sein?“

Was sagt der Philosoph?

„Isch häbb jetz echt koa Luschd mid dehr do zu disbediern.“

Wobei mancher gar nichts von seiner Infektion oder Krankheit weiß. Und was heißt überhaupt krank?

„Hast du Tripper, Syphilis und Schanker,
bist du lange noch kein Kranker,
erst wenn’s da unten dampft und zischt,
dann kannst du sagen: Mich hat’s erwischt!“

Und bei anderen Betriebsunfällen – „Sackläusen, Matrosen am Mast“ – hilft Heizöl.

Hengameh Yaghoobifarah ist keine Matrose*innen, sondern taz-Autorin. Hengameh Yaghoobifarah sinniert „nicht nur über die Auflösung der ihrer Meinung nach rassistischen Polizei in Deutschland – sondern auch darüber, was mit den Ex-Polizisten nach der Säuberungsmaßnahme geschehen soll.“ Für autoritäre Persönlichkeiten und solche „mit Fascho-Mindset“ gebe es in einer Post-Polizei-Zeit keine Verwendung mehr:

„Wohin also mit den über 250.000 Menschen, die dann keine Jobs mehr haben? Einfach in neue Berufe stecken? Weil das nach 1945 so gut funktioniert hat?“

Da helfe, „schon klar, nur eine endgültige Entsorgung.“ Spontan falle ihr …:

„… nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.“

Hengameh Yaghoobifarah – eingeladen beim Bundespräsidenten „[z]ur Hundertjahrfeier des Frauenwahlrechts 2019“ im Schloss Bellevue zu einer festlichen Matinee:

„Man dürfe nicht vergessen, dass das verantwortungslose Wort auch zur verantwortungslosen Tat führen könne. ‚Das wissen gerade wir Deutsche gut.‘“

So der Bundespräsident. Wegen Tätersprache.

Gut. Aber wie steht es eigentlich mit der Flexion nach adjektivischen Bezeichnungen nach Personalpronomen? Heißt es „wir Deutsche“ oder „wir Deutschen“? Was sagt Bismarck in seiner Reichstagsrede vom 6. Februar 1888?

„‘Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt‘ […]. Oder sagte er vielleicht ‚Wir Deutschen fürchten Gott…‘? Dieser Satz wird nämlich in Zeitungen und im Internet in beiden Fassungen zitiert.“

Und was sagt der Dichterfürst? Dreimal „wir Deutsche“ und zweimal „wir Deutschen“. Quasi 3:2 mit dichterfürstlichem Segen für „wir Deutsche“. Ergebnistechnisch wie SC Gremmendorf – TuS Ascheberg II in der Kreisliga B3 in der Saison 2015/ 2016. Ein Drecksspiel. Aber „[m]an muss auch mal ein Drecksspiel gewinnen“.

Wobei Dreck quasi Bestimmungswort im spezifisch deutschen Kultur-Kompositum. Hengameh Yaghoobifarah spricht wertschätzend von „Dreckskultur“. Hengameh und „Hammersbald?“ Hessisch für Anfänger.

„Wammer dem Geruch noogeht, kimmt mer uff kaan Aabee.“

„Hä? Koannschde des noch emol wiederhole?“

„Aabee.“

„Momendemal, des habb isch nedd goanz verstoanne. Kenne mer des nochemol wiederhole?“

„Aabee. Ei, pass uff, Simbel! Du schnallest mol werrer aa gar nix.“

Abort.

Gibt es eine hessische Handreichung zum Umgang mit Fragen? Selbstverständlich. Eine „Handreichung zur Sexualerziehung an Schulen in Hessen“. Schülerfragen sind im Unterricht zum jeweiligen Thema immer willkommen und sollten auch alle spontan oder – mit Hinweis darauf, dass sich die Lehrperson selbst erst informieren muss – in der Folgestunde beantwortet werden, „(z.B. ‚Stimmt es, dass es in Afrika einen Mann mit einem 50 cm langen Penis gibt?‘).“

Es stimmt jedenfalls, dass in Berlin noch ein neues Gesetz als Ergänzung zum Antidiskriminierungsgesetz verabschiedet werden soll: Weltanschauung und Sexualleben der Polizisten*innen betreffend:

„Der oder die Bürger- und Polizeibeauftragte ist befugt, personenbezogene Daten, auch besondere Kategorien personenbezogener Daten (Art. 9 Abs. 1 DSGVO), zu verarbeiten, soweit dies zur Erfüllung seiner oder ihrer Aufgaben erforderlich ist. Hierbei darf er oder sie insbesondere personenbezogene Daten an das Abgeordnetenhaus, die in §§ 10 und 11 genannten Stellen und den Polizeipräsidenten oder die Polizeipräsidentin in Berlin übermitteln und bei diesen Stellen erheben.“

Gut. Was könnte das Abgeordnetenhaus denn wissen wollen? Bei Männer*innen zum Beispiel:

„Bekommen Sie eine Erektion (steifer Penis) (bei Sex/Selbstbefriedigung)?

a)Ich bekomme niemals eine Erektion.

b)Ich bekomme gelegentlich eine Erektion.

c)Ich bekomme oft eine Erektion.

d)Ich habe immer eine Erektion.

e)Ich habe keinen Sex/keine Selbstbefriedigung.“

Was sagt der Hesse?

„Eihorrschemaa, isch glaub’s ja ned! Des is grod alles e bissi veel für misch uff emol.“

Hat Goethe eigentlich hessisch gedichtet? Selbstverständlich:

„Mer sieht förmlisch, wie mer de Geheimrat beim Dischte vor sisch hinbabbele hört.“

„[N]eische, du Schmerzensreische, und alls so fort im reische Frankforter Dialekt, und die Frau Marthe im Monnoloch in ihrm Gadde sacht:

Gott verzeihs meim liebe Mann
Er hat an mir net wohlgedaan
Geht da stracks in die Welt enei
Und läßt misch auf dem Stroh allei.
Tät ihn doch wahrlisch net betriebe
Tät ihn weiß Gott herzlisch liebe
Vielleischt is er gar dod! – O Pein! —
Hätt isch nur einen Dodenschein.“

Dod geblibbe sein soll bekanntlich Pink Floyd. Nach 8:46 Minuten. „21 U.S. Code § 846. Attempt and conspiracy“. Versuch und Verschwörung. Unterkapitel zu Kapitel 13. Prävention und Kontrolle des Drogenmissbrauchs. Pink Floyds Laborbericht liest sich „wie der Katalog eines Online-Drogenhandels. Dabei haben sie nur die nötigsten Tests gemacht, nicht mal alles.“

„[A]ngesichts der Werte [sei] verwunderlicher als der Tod durch die Polizei der Umstand […], dass er vorher noch gelebt hatte.“

So der Meth-Cannabis-Opiate-Experte.

Was sagt der Philosoph?

„Worschd woas dir passiert, des Lebbe geht weider.“

Noch etwas zu 846? Selbstverständlich. Quersumme 18. Was soll uns das sagen?

American-Airlines-Flug 11 soll am 11. September 2001 um 8.46 Uhr in den Nordturm des World Trade Centers eingeschlagen sein. „8:46“ auch der Titel eines filmischen Dramas zu den Ereignissen am 11. September.

Und 846 plündern die arabischen Aghlabiden Rom, zerstören die Basilika St. Peter, entwenden die goldenen Türen, schänden das Grab des Apostels und übernehmen Sardinien.

Außerdem wird Hochstadt im hessischen Main-Kinzig-Kreis das erste Mal erwähnt. Höhe: 118 m über Normalhöhennull. Bevölkerungsdichte: 888 Einwohner je Quadratkilometer. Was soll uns das sagen?

Hoch auch das Spendenaufkommen der Pink Floyd Gedächtniskampagne. Von Floyds Bruder, Philonise Floyd, ins Leben gerufen, als George Pink aus dem Leben schied. „GoFundMe“ verzeichnet einen Spendenrekord. Mehr als 480.000 Spenden aus 140 Ländern, mehr als 13 Millionen Dollar bis jetzt. Ein starkes Zeichen.

Ein starkes Zeichen auch im deutschen Lebensmittelhandel. Bekannte VK-Marken wollen nun auch in Deutschland ein Zeichen setzen. Hilfestellung gibt es aus der Musikbranche. TikTok Sängerin Kirby erklärt in einem Video, „wie man ‚ein nicht rassistisches Frühstück zubereitet‘“. Tante Jemima Pfannkuchen gehören jedenfalls nicht dazu. „Schwarze Lesben zählen, Leute! Auch beim Frühstück!“ Allerdings Freudscher Versprecher.

Wobei Tante-Jemima-Pfannkuchen zum Pepsi-Konzern gehören. Und der ursprüngliche Firmengründer Chris Rutt ein weißer Mann war. Der Pepsi-Konzern hat nun angekündigt, der Pfannkuchen-Verpackung einen neuen Anstrich zu verpassen. In den 60er-Jahren hatte man Tante Jemimas Kopftuch bereits durch ein kariertes Stirnband ersetzt. 20 Jahre später folgten Perlenohrringe und ein Spitzenkragen. Indes blieb Tante Jemimas Konterfei auf der Verpackung schwarz. Eine Anregung für die zukünftige Verpackungsgestaltung könnte vielleicht der weiße Neger Wumbaba geben:

„Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen,
Am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget
Und aus den Wiesen steiget,
Der weisse Neger Wumbaba.“

Schlicht, naiv und berühmt. Und am Ende schläft die ganze Welt und unser kranker Nachbar auch.

Der 17-jährige US-Aktivist CJ Pearson findet das „[d]oof. Einfach doof“. Planned Parenthood, „die Millionen ungeborener schwarzer Babys geschlachtet“ hätten, wären dagegen bei der rassistischen Frühstückszubereitung gar kein Thema.

„Auch der US-Lebensmittelkonzern Mars kündigte an, seine Reismarke Uncle Ben’s ‚weiterzuentwickeln‘.“

Markenzeichen der schwarze Onkel mit den weißen Haaren:

„Mars erklärte, Haltung beim Bemühen zeigen zu wollen, rassistische Vorurteile und Ungerechtigkeiten zu beenden. Als globaler Konzern habe man eine Verantwortung. Was genau an der Marke geändert werde, sei noch nicht klar. Mars ziehe alle Möglichkeiten in Betracht. Rassismus habe keinen Platz in der Gesellschaft.“

Und Schauspieler Cyrus McQueen meinte am Mittwoch: „Tante Jemima ist nun arbeitslos“. Quasi solidarisch mit 45 Millionen anderen schwarzen, weißen, roten, gelben und grünen Amerikanern:

„Was für eine Woche für den schwarzen Fortschritt… und es ist erst Mittwoch.“

Gibt es grüne Amerikaner? Selbstverständlich. In der Bäckerei Becker in Schwerte;

„Warum sollen Amerikaner nicht mal ein grünes Zuckerguss-Häubchen haben?“

Fehlt noch der Ticker:

  • „08:44 Uhr CDU-Politiker muss urinieren – und wird von Blitz erschlagen“.
  • „09:36 Uhr Mann überquert Rhein mit Gummi-Flamingo“.
  • „10:56 Uhr Wiener furzt Polizisten an – und muss [500 €] Strafe zahlen“.
  • „12:48 Uhr Rapper Haftbefehl hamsterte für mehrere Tausend Euro“.
  • „17:14 Uhr Jetzt verkauft Gwyneth Paltrow Orgasmus-Kerzen – für nur 67 Euro“.

Hat der Führer etwas gesagt?

„Ich habe gesagt: Verrückt!“

„[Es] braucht […] nur ein Orkan zu kommen und alles fliegt zusammen wie ein Kartenhaus.“

Und nun ist er halt da, der Orkan.

„[Und] am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“

***

[Titelbild in höherer Auflösung]

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